Wolfgang Richter
Es regt sich wieder etwas am Hauptbahnhof, diesmal auf der Nordseite. Nach Jahren der technologisch und funktional absurden Pläne über, neben und unter den Gleisen – der UFOs, der 3Dos – im Volksmund „Hochzeitstorten“ ob des Dortmunder Chic usw. – und nach den Jahren ihrer Zusammenbrüche und des konzeptlosen Liegenlassens des Areals nun erneut ein Aufbruch – „nordwärts“. Erneut irreale Pläne ohne Ökonomie der Machbarkeit. Erneut Versuche, öffentliche Flächen zu privatisieren für goldenen Eigennutz, erneut autogerecht und klimaschädlich, erneut eine Hydra politischer Wasserköpfe in den Ämtern, alles weiter von uns zu bezahlen.
Nirgends wird deutlicher als hier, wer diese „Weissen Elefanten“ so verlustreich reitet – mit großem Brimborium werden sie gesattelt, kann ja sein, dass mal einer durchkommt, in der Mehrzahl werden sie leise und ohne Publikum begraben wie einst das weltgerühmte „dortmund project“. Das Elend hat lokalpolitisch einen Namen – es hat sich selbst zu einem weissen Elefanten gemausert, versenkt verlustreich eine Fehlplanung nach der anderen.
Die sich allmächtig wähnenden Oberbürgermeister – Langemeyer, Sierau, Westphal – stolperten und stolpern von einer Investitionsruine in die nächste, unverdrossen richteten und richten sie immer neue Pläne für glänzende Phallen auf – Männer, Sozis, Lokalmatadoren des Kapitals. Wenn es nach ihnen ginge, immer so weiter. Aber es geht nicht (mehr) nach ihnen.
Die von Kanzler Scholz versprochene „Zeitenwende“ bekommt Konturen. Angesichts der mit der Energiekrise heraufziehenden Wirtschaftskrise beschleichen einen ungute Gefühle und stellen sich Fragen. Müssten der Rat der Stadt und die Planungsverwaltung sich statt um „Glanz“ nicht viel mehr um die elementare Daseinsvorsorge kümmern? Wäre das Geld nicht besser für Heizkostenzuschüsse, Wärmestuben und Suppenküchen für die vielen dann bedürftigen Bürger*innen zu verwenden? Wie werden die alten, häufig alleinlebenden Menschen mit geringer Rente versorgt werden? Gibt es bereits einen Notfallplan, um die drastischen Kosten des „Kriegswinters“ in Dortmund sozialpolitisch aufzufangen?