Wir hatten sehr nette Gespräche und interessante, die einen schlaglichtartigen Einblick in die Lebenssituation von Menschen eröffneten, die selber wie der Ort hinter dem Bahnhof sich irgendwie immer wieder in Transition befinden. So war ja das Graben des Pflanzlochs etwas mühsam – unter einer dünnen Schicht Mutterboden befindet sich immer noch der Schutt der zerbombten Häuser aus dem II. Weltkrieg und vom Abriss des Schlachthofs und was sonst noch alles so war. Aber wir bekamen tatkräftige Hilfe von zwei Männern aus Bulgarien, die drei Stunden auf die Abholung für den nächsten Tagelöhnerjob am ZOB zu warten hatten. So war das Loch letztlich doch schnell geschaufelt – eine sympathische Begegnung mit Menschen, mit denen wir sonst eher nicht ins Gespräch gekommen wären und mit denen wir am Kaffeetisch über das Herkommen und Arbeiten in Deutschland und was es bedeutet, in einem ständigen Hin und Her im 3-Monatstakt zwischen den Welten reden konnten. Ständig damit rechnen zu müssen, wieder „weg zu müssen“, schien gestern ein großes Thema. So erzählte uns Elisabeth die Migrationsgeschichte ihrer Familie als ehemalige Wolgadeutsche von der Ukraine über Kasachstan und die Zuwanderung nach Deutschland wie auch die Zerstreuung der Verwandten Anfang der 90er Jahre. Man sei immer in Bewegung und gewärtig, woanders wieder bei Null anzufangen. In ihrer Familie war dies in den letzten 3, 4 Generationen so. Das Niemandsland hinter dem Bahnhof ist offenbar der Ort, wo man sich hindurchbewegt, wegfährt oder „ankommt“ und sich viele dieser Geschichten kreuzen. So war das Gartencafé auch diesmal wieder Kristallisationspunkt vielfältiger Lebensgeschichten und ein offener Begegnungsraum.
Das würden wir gerne im Herbst zum 4. Gartengeburtstag am 10. Oktober (Samstag) fortsetzen. Es ist nicht zuletzt auch deshalb eine gute Gelegenheit, weil das Fußballmuseum mit einiger Verzögerung am 25.10. eröffnet werden soll. Die Bauphase war schon kein Ruhmesblatt: zweimal gingen ausführende Firmen pleite und jetzt gab es einen schweren Unfall auf der Baustelle. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele womöglich dort als Wanderarbeiter tätig sind und unter welchen Bedingungen dort gearbeitet wird.