Djungle- Rückschnitt am Bambus, Neubefestigung des Gerüsts im April 2017
Bau eines Bambus-Gerüsts im Oktober 2016
Nachlese: Garten-statt-ZOB-Geburtstag am 11.10.2014
Das kleine Fest „umsonst und draußen“ hat den Kontrast der alltäglichen Realität des zum sozialen Brennpunkt und Verschmutzungsschwerpunkt verkommenen nördlichen Bahnhofsvorplatz sehr deutlich ins Auge treten lassen. Die sozialen Probleme äußern sich fühl-, riech- und sichtbar in Gewalt und Kriminalität, Prostitutionsanbahnung, Vermüllung und Verkotung ganzer Bereiche, vom wild Pinkeln ganz zu schweigen. Die Zahl der Busfahrten hat sich gegenüber den Voraussagen der Verwaltung mehr als verdoppelt. Zurzeit gibt es täglich etwa 170, an Spitzentagen 220 und mehr Busbewegungen. Der ZOB ist zum Ankunfts- und Reiseumschlagplatz für Menschen mit wenig Geld und für Wanderarbeiter/innen aus allen Branchen bis hin zum „Nachschub“ für den lokalen und regionalen Prostitutionsmarkt geworden.
Die Initiative „Garten statt ZOB“ hatte diese Entwicklungen schon 2011 befürchtet und die Verlagerung des ZOB als stadtplanerisch und sozialpolitisch falsches Signal kritisiert. Die verkehrlichen Probleme zu Stoßzeiten (z. B. in den Morgenstunden) verweisen zudem darauf, dass die technischen Kapazitäten für eine rückstaufreie Abwicklung der Busverkehre nicht ausreichen.
Um die brutale Enteignung der Nordstädter/innen durch die Zuweisung der letzten innenstadtnahen Grün- und Erholungsfläche an den ZOB symbolisch sichtbar und unsere Ansprüche auf eine lebenswerte Stadt geltend zu machen, haben wir 2011 in wilder Landnahme einen kleinen Garten auf einem Teil der verbliebenen Restgrünfläche angelegt. Es ist nicht nur so, dass dieser liebevoll gepflegte Garten bis heute Bestand hat und mittlerweile zum anerkannten Inventar gehört. Es ist daraus auch eine Oase in der Wüste geworden, die Menschen egal woher sie kommen zum Verweilen einlädt. Während der Geburtstagsfeier haben sich fremde Menschen unterschiedlicher kultureller Prägungen ohne Scheu in das kleine provisorische Gartencafé gesetzt und angeregt die Situation des ZOB und die nervenden Probleme und Defizite diskutiert oder gemeinsam Musik gemacht. Für wenige Stunden konnte man die Idee einer friedlichen Welt haben und mitten in der Stadt ein Stück Natur mit ihrem ganz eigenen Überfluss genießen – wo hätte man sonst noch Pfauenauge, Hummeln und diverse Wildbienen in großer Zahl und eine überschäumende Blütenpracht?
Diese Widersprüche: Auf der eine Seite eine für ein bisschen sorgende Zuwendung dankbare, überschäumende Natur und andererseits die mit einer guten Portion Ignoranz von Politik und Verwaltung lokal erzeugten sozialen wie auch die Umweltprobleme dienten als Folie, um von hier aus mit einer kleinen Zukunftswerkstatt Ideen für einen lebenswerten Bahnhofsvorplatz und Eingang in die Nordstadt in der Perspektive der Nordstadtbewohner/innen zu spinnen.
Es sind einige Vorschläge zusammengekommen:
Wir wünschen uns die zeitnahe Verlagerung des ZOB an einen sozial und verkehrlich verträglichen Standort mit einer angemessenen Ausstattung an sozialer, hygienischer und technischer Infrastruktur sowie kurz getakteten Anschlüssen an den regionalen und überregionalen Verkehr. Der nördliche Bahnhofsvorplatz soll als grüne Transit- und Erholungsfläche an die Nordstadtbewohner/innen zurückgegeben werden. Hierzu sind der Rat der Stadt und die Planungsverwaltung in die Pflicht zu nehmen.
Jenseits dieser grundsätzlichen Beseitigung der Planungsfehler aus der Vergangenheit wurde vorgeschlagen, dass wir uns angesichts des vorerst wohl andauernden Provisoriums vornehmen, jedes Jahr einen Baum zu pflanzen und so im Verein mit der „Natur“ den uns enteigneten Raum wieder Zug um Zug zurückzugewinnen. Wenn möglich sollten wir im November für eine solche Aktion an Ort und Stelle zusammenkommen und zugleich den Garten „winterfest“ machen.
Von den politisch und in der Stadtverwaltung Verantwortlichen wünschen wir uns zudem die Herrichtung der gesamten Restgrünfläche mit differenzierten Angeboten und Ruhebereichen:
– So wurden eine Boulebahn und die Neupflanzung eines großen attraktiv blühenden Baums mit einer Rundbank zum Verweilen um die Baumscheibe herum im östlichen Teilbereich vorgeschlagen.
– Darüber hinaus sollte die Gartenidee Schritt für Schritt zu einem die Multikulturalität der Nordstadt widerspiegelnden Willkommensgarten für alle ankommenden, häufig täglich passierenden oder auch hier strandenden Menschen ausgeweitet werden.
– Hierzu könnten z. B. den Traditionen der ehemaligen Stahlstadt entsprechend Stahlfässer als Hochbeete verwendet werden. In Gruppen aufgestellt, lassen sich viele Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln. So wäre es möglich, essbare Nutz- und Schmuckpflanzen nach den Prinzipien der Permakultur und z. B. angeordnet nach Bereichen der fünf Kontinente in eine grüne Gestaltung einzubinden. Das Begehen, Benutzen/Bespielen, Pflegen und Ernten durch die Nutzer/innen ist inzwischen allgemein gewünscht. Nutzungskonflikte und der hohe Nutzungsdruck auf der verbliebenen Grünfläche sind durch eine regelmäßige dem Problemdruck entsprechende Säuberung der Fläche durch die Stadt, die Einrichtung 24 Stunden zugänglicher ausreichender und rund um die Uhr sozial kontrollierter kostenfrei benutzbarer sanitärer Anlagen. Erst dann hat eine sozial produktive Aneignung und selbstverantwortliche Gestaltung durch die Bewohner/innen eine Chance auf dauernden Erfolg. Das hierfür benötigte Material wie die Stahlfässer und die als Substrat dienende Erde sollten durch die kommunale Grünpflege bereitgestellt sowie das Wässern im Sommer technisch unterstützt werden.
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Einladung per Flyer
Am 11. Oktober 2014
Wir feiern Geburtstag
3 Jahre Garten statt ZOB
Die Verlagerung des Zentralen Busbahnhofs hierher – auf die Nordseite des Hauptbahnhofs – konnte 2011 nicht verhindert werden. Heute fahren hier täglich 170 Busse ein und aus, an Spitzentagen können es auch 225 sein.
Die Stadt sieht darin gar kein Problem:
+ Eine „verkehrliche Überlastung“ könne nicht festgestellt werden,
+ die Luftqualität habe sich durch die zusätzlichen Busse nicht weiter verschlechtert,
+ die Lärmbelastung will man jetzt mal anfangen zu messen.
Ein gewisses Problem habe sich nur mit Parkplätzen für diejenigen Busse ergeben, die über Nacht irgendwo abgestellt werden. Das würde am meisten im Hafenviertel gemacht – zu diesem Zweck fahren diese Busse immer zweimal zusätzlich durch die Nordstadt.
Zwar findet die Stadt den ZOB hier in der Nordstadt völlig „ok“, aber dennoch suche man zur Entlastung einen Alternativstandort, falls der Busverkehr weiter zunehme.
͢Zur verloren gegangenen grünen Aufenthalts-Qualität dieses Platzes für die Bürger/innen der Nordstadt und ihre Besucher/innen sagt die Stadt nichts. Heute ist Grün hier nur noch eine Restfläche – das Bild beherrschen Asphaltflächen und Containerbauten. Dies alles soll nur behelfsweise sein, aber die Jahre gehen dahin. Niemand wagt vorherzusagen, ob und wann der ZOB tatsächlich einmal woandershin verlagert und die U-Bahn- und Bahnhofserneuerung fertiggestellt sein wird. Für diesen Sankt Nimmerleinstag plant die Stadt hier allerdings schon „ganz groß“ – Hotels, Büros, Einkaufsparadies, am liebsten alles überdeckt. In den Schubläden der Ämter lagern viele alte gescheiterte Pläne. Die sollen nun wieder raus …
Es ist drei Jahre her – am 8. Oktober 2011 haben wir den symbolischen ‚Garten statt ZOB‘ angelegt und eingeweiht. Hier grünt und blüht er nach wie vor – die Obrigkeit hat das nachwachsende Mahnmal nicht angerührt. Unsere Bürgerinitiative hat das grüne und immer wieder bunt blühende Quadrat gepflegt und gehegt und das eine oder andere erneuert einschließlich der Infotafel. Es ist Zeit an Neues und Mehr zu denken.
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Dortmund, 07. 10. 2012
Medienmitteilung: Garten statt ZOB hat Geburtstag
Am Montag, den 8. Oktober hat ein exemplarisch angelegter Garten Geburtstag – vor einem Jahr entstand er als Protest gegen die Verlagerung des Zentralen Omnibus Bahnhofs auf die Nordseite des Hauptbahnhofs. „Garten statt ZOB“ war die Botschaft einer Initiative empörter Bewohnerinnen und Bewohner der Nordstadt.
Ihre Ängste waren berechtigt. Heute sind Grünflächen geopfert für Beton- und Asphaltflächen, fahren zusätzlich schwere Busse den ZOB durch die schon überbelasteten Straßen der Nordstadt an und parken hier mit laufenden Motoren. Ein Service für die Reisenden existiert nicht – das notwendige und zugesagte Gebäude mit Kiosk, Warteraum, WC- und Waschräumen fehlt immer noch. Zwei WC-Container, die selten funktionierten, wurden gerade wieder abgebaut und so stellen sich die Wartenden fürs Notwendige an die paar verbliebenen Bäume – der Weg zu den Anlagen im Hauptbahnhof ist weit und dazu nicht barrierefrei.
Doch die Tristesse des feinstaubschwangeren Freiluftpissoirs bleibt nicht unwidersprochen – mit dem Protest-Garten blüht und wuchert weiter Widerstand gegen die betonierten Zumutungen. Gelegentlich tun auch Reisende etwas dazu. Den ersten Geburtstag erlebt er nun sehr lebendig und selbstbewusst – Garten statt ZOB. Eine andere Stadtplanung muss her!
für die Initiative „Garten statt ZOB“